„Einen Traum habe ich dir erzählt…“
Sappho, erste Dichterin Europas –
Eine lyrisch-musikalische Begegnung
Im Spannungsfeld zwischen diffamierender Verachtung und grenzenloser Bewunderung finden wir die sagenumwobene Dichterin Sappho von Lesbos.
Wer war diese bedeutendste Lyrikerin der Antike?
Verschrien war sie als unzüchtige Person, die ihren Eros besingt und sich ganz dem Kult der Liebesgöttin Aphrodite verschrieben hat. Zart und kraftvoll, verletzlich, erotisch, auch wütend sind ihre Verse, die Einblicke geben in die Kultur und das Leben ihrer Zeit.
Sappho lebte als politisch Verfolgte zehn Jahre in der Verbannung.
Später passte sie nicht in das neue patriarchalische Rollenbild, das die Rechte der Frauen stark beschnitt. Doch gaben wohlhabende Familien ihre Töchter zur Erziehung und Vorbereitung auf die Ehe in ihre Obhut. Denn Sappho war bekannt als gebildet, begnadet mit der Fähigkeit zu dichten, zu singen, zu musizieren.
Die Heirat von Männern und Frauen war meistens eine ökonomische Sache.
Gleichgeschlechtliche Liebe war akzeptiert und wurde gepflegt bis in spätantike Zeit.
Inmitten unserer gegenwärtigen Debatte über Diversität und Migration sind Sapphos Themen hoch aktuell.
Sie selbst, verbannt und besitzlos, fleht ihre Göttinnen an um Rückkehr in ihre Heimat Lesbos.
Neue Textfunde in den Jahren 2005 und 2014
haben das Interesse an der griechischen Lyrikerin wieder entfacht.
Michael Schroeder hat die Lieder der Sappho aus dem Altgriechischen übersetzt.
In Publikationen und Rundfunksendungen hat er ein Bild von Leben und Werk der Dichterin entworfen.
„Was wir über Sappho wissen, setzt sich aus Papyrusfragmenten ihrer Verse und Zeugnissen späterer Zeit zusammen. Ihr Ruf erreicht uns aus der Entfernung von über 2000 Jahren. Wir antworten nicht mit einer Nachahmung ihrer Kunst, viel mehr mit dem Versuch ihr zu begegnen.“
Eine Hommage an die „zehnte Muse“.
Idee, Übersetzung, Moderation: Michael Schroeder
Gitarre, Percussion: Georg Crostewitz
Rezitation, Leseperformance: Lilli Schwethelm
Pressezitat FNP 04.04.2022 (I.Schneider)
Die wissenschaftliche Fundierung durch Michael Schroeder,
die jede Nuance präzise und emotional greifbar erfassende Rezitation durch Lilli Schwethelm, abschließend auch in der altgriechischen Originalsprache,
und die einfühlsame Begleitung durch Georg Crostewitz - der sowohl die akustische Gitarre als auch die griechische Kalebasse und den australischen Regenmacher einsetzte, der »Michelle« und »And I love her« von den Beatles zitierte - entwarfen das Bild einer Frau, die es auch heute noch vermag, mit Wortgewalt, Liebe und Leidenschaft eine Brücke über zweieinhalb Jahrtausende zu schlagen. »Kein Weg zum Olymp für uns Menschen.« Zumindest eine solche Sappho-Zeile mochte man nach diesem Abend ansatzweise infrage stellen.